Manche Texte begleiten uns ein Leben lang.
Auch wenn wir sie erst viele Jahre später wirklich verstehen.
1998, kurz vor unserem Abitur, stirbt unser Lehrer plötzlich.
Ein Mensch, der uns geprägt hat.
Ein Mensch, der gefehlt hat.
Nach seinem Tod überreichte uns seine Frau einen Text.
Ein paar bedruckte Zeilen.
Damals konnte ich sie nicht greifen.
Zu groß der Schmerz. Zu unbegreiflich das, was gerade passiert war.
Heute – viele Jahre, viele Wandlungen, viele innere Wege später – weiß ich:
Dieser Text war ein Geschenk.
Eine Einladung.
Ein Samenkorn, das erst reifen musste.
Du entscheidest auch, wer du in Zukunft sein wirst.
Was für eine kraftvolle Erinnerung.
Veränderung ist nicht etwas, das über uns kommt.
Sondern etwas, das in uns entsteht.
Der Text spricht von Kräften in uns, die noch schlafen.
Von Gedanken, die sich verstecken.
Von Möglichkeiten, die auf uns warten –
nicht im Außen, sondern tief in uns selbst.
Wandel ist kein Ziel.
Er ist ein Fluss.
Es gibt keine Landkarte für diesen Weg.
Nur eine innere Stimme.
Ein Gefühl.
Ein leises „Ja“, das uns Stück für Stück führt.
Wir verändern uns nicht plötzlich.
Wir erfinden uns –
mit jedem Schritt ein bisschen mehr.
Heute weiß ich, was dieser Text mir sagen wollte:
Du darfst dich suchen.
Dich verlieren.
Dich neu entdecken.
Immer wieder.
Nicht trotz des Schmerzes.
Sondern mit ihm.
Im Gedenken an das, was war –
und im Vertrauen auf das, was kommt.
Was begleitet dich seit Jahren – und macht erst heute Sinn?
Ich freue mich, wenn du deine Gedanken mit mir teilst.